BEGRÜNDUNG MEINES HANDELNS, WELCHES MIR DEN VORWURF DER SACHBESCHÄDIGUNG 
DURCH "FARBSCHMIEREREI" EINGE BRACHT HAT


Ich möchte hiermit zeigen, daß das Handeln, das mir den Vorwurf der "Sach beschädigung durch Farbschmiererei" eingebracht hat, nicht nur gerechtfertigt, sondern auch dringend geboten war, denn auch wenn es eine Sachbeschädigung darstellen sollte, was ich bestreite, hat der Schutz des Menschen vor gesundheitli chen Schäden Vorrang vor dem Schutz von Eigentum. Angesichts der enormen Gefahren für Leib und Leben, die vom Rauchen ausgehen, kann ich als verant wortungsbewußter Bürger nicht untätig bleiben, wenn Menschen - auch Kinder und Jugendliche - durch solche Werbung - "ICH RAUCHE GERN" - zum Rauchen direkt ermuntert werden. Mit einer Spraydose habe ich versucht diese Aufforderung zum Rauchen oder zum Weiterrauchen ins Gegenteil zu verwandeln: "ICH, IDIOT, RAUCHE GERN" 

In einer Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wird das Rauchen als Hauptursache von mindestens 90.000 Todesfällen im Jahr in der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich gemacht. Die World Health Organization (WHO) schätzt die Zahl der durch Tabakkonsum verursachten Todesfälle weltweit auf ca. 3 Millionen im Jahr (Das entspricht einem Holocaust alle zwei Jahre!). Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sagte in einer Rede neulich, daß mehr Amerikaner Jahr für Jahr an den Folgen des Rauchens sterben als an AIDS, durch Mord, Selbstmord und Verkehrsunfälle zusammen genommen. 

Angesichts dieser Zahlen ist es mir vollkommen unbegreiflich, daß überhaupt noch für Zigaretten Werbung gemacht werden darf. Es ist so ungeheuerlich, daß mir die Worte fehlen. 

Trotzdem werde ich versuchen, einige Worte zu finden. 

Früher wußten wir nicht, daß das Rauchen so schädlich ist, obwohl es lange geahnt wurde. Die Hinweise der Wissenschaftler hat die Tabakindustrie immer als unbewiesen abgetan. Inzwischen aber steht der Zusammenhang zwischen dem Rauchen und massiven Gesundheitsschäden fest. Die Schädlichkeit des Tabakrau chens scheint mir so sicher bewiesen zu sein wie die der Radioaktivität. Das ist auch ein guter Vergleich, denn auch hier ist die schädliche, bzw. tödliche Wirkung nur statistisch erfaßbar. Die Menschen sterben an Krebs oder anderen Erkrankungen erst nach vielen Jahren, und man kann nicht zweifelsfrei beweisen, daß dieser oder jener Mensch tatsächlich an den Folgen des Rauchens bzw. der Radioaktivität gestorben ist. 

Die Tabakindustrie argumentiert, daß sie niemanden zum Rauchen bewegen will, sondern mit ihrer Werbung nur Raucher ansprechen und für die jeweilige Marke gewinnen will. Auch wenn das stimmen sollte, was ich allerdings nicht glaube, spricht ihre Werbung zwangsläufig alle an (mit "Plakate sieht Jeder" wirbt ja die Deutsche Städte-Reklame GmbH; siehe Bilder 1 und 8), auch Kinder, Jugendliche, Nicht-Raucher und Raucher, die gern damit aufhören würden. 

Die Tabakindustrie schafft für ihr schädliches, bzw. tödliches Produkt ein positives Image, was bekanntlich die Hauptaufgabe fast aller Werbung ist, ob für Zigaretten oder sonstwas. Zigarettenwerbung aber schafft ein positives Image nicht nur für die jeweilige Marke, sondern unvermeidlich auch für das Rauchen an sich. 

Wie schafft man ein positives Image für etwas so abartiges (weil so schädliches) wie das Rauchen? Sie brauchen sich nur die Zigarettenwerbung anzuschauen: Man schafft eine enge Assoziation zwischen dem Rauchen und etwas ganz anderem, was wirklich sehr positiv ist: mit jungen, gesunden, sportlichen, attraktiven Menschen; mit Cowboys; mit Freiheit und Abenteuer; mit Witz und Humor; mit Menschlich keit; mit Anti-Rassismus; mit Natur- und Artenschutz, um nur die auffälligsten Beispiele zu nennen. Wer kennt sie nicht? 

Nicht alle, aber die meiste Zigarettenwerbung hat auch eine eindeutige Zielgruppe: Junge Menschen! (siehe Bilder 6 und 7) Wie alt sind die Frauen, bzw. Mädchen in der Werbung für "West"? 18? 19? vielleicht 20? Welche Altersgruppe hauptsäch lich interessiert sich für "Nature Support" (auf Englisch natürlich), Wale und "Draußen etwas zu bewegen"? Junge Menschen! Man braucht nicht einmal lesen können, um die Botschaft zu bekommen: Die enge Assoziation zwischen einer Zigarettenmarke (und zwangsläufig auch einfach "Zigaretten") und einer wirklich sehr positiven, schönen, ansprechenden Sache. Bei einem so massiven Einwirken von positiven Assoziationen, die nicht durch den Verstand, sondern direkt aufs Gefühl wirken, wer sollte da noch von der darunter stehenden Warnung der EG- Gesundheitsminister beeinflußt werden - falls man sie überhaupt bemerkt?! Die positiven Assoziationen haben einen sehr viel stärkeren Einfluß. Das weiß auch die Tabakindustrie und die verantwortlichen Werbeagenturen. Die Warnungen kommen kaum an, weil das Gefühl uns Menschen viel stärker, weil viel direkter, beeinflußt als der Verstand. Mit der massiven Unterstützung der Zigarettenwerbung werden die Warnungen über die gesundheitlichen Schäden des Rauchens verdrängt. Die Tatsachen sind sowieso kaum zu glauben: Mehr als 90.000 Todesfälle jährlich in der BRD, um die 3 Millionen weltweit! Angesichts der Tatsache, daß noch überall Werbung dafür gemacht werden darf, daß Zigaretten überall aus Automaten zu bekommen sind und an jeder Kasse in jedem Supermarkt jeder und jedem unter die Nase gehalten werden, kann es ja nicht wahr sein, daß sie so gefährlich sein sollen! Sonst würde man es gar nicht zulassen! 

Ich kenne selber die Verwirrung, die das verursacht. Denn alles Offensichtliche, wobei die Werbung eine sehr große Rolle spielt, spricht dafür, daß das Rauchen gar nicht so schlimm, gar nicht so gefährlich sein kann. Dann aber lese ich auf jeder Zigarettenschachtel: "Das Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" oder "Rauchen verursacht Herz- und Gefäßkrankheiten" oder "Rauchen verursacht Krebs"; von der World Health Organization (WHO) höre ich, daß weltweit ca. 3 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben; und das Bundesministerium für Gesundheit nennt eine Zahl von mindesten 90.000 Todesfällen für Deutschland - JÄHRLICH !! 

Kennen Sie das Schwindelgefühl wenn man im stehenden Zug sitzt und auf dem Nebengleis ein anderer Zug sich in Bewegung setzt? Die Sinne schicken wider sprüchliche Botschaften ans Gehirn: Die eine sagt, wir stehen; die andere sagt, wir bewegen uns. Das Ergebnis: Schwindelgefühl. Denn beides kann nicht stimmen. So ist es auch: Die wahrgenommene Bewegung ist eine Täuschung. So geht es mir im Bezug auf das oben gesagte: Beides kann nicht stimmen. Die Frage ist: Wo liegt die Täuschung? 

Wem sollte man glauben? Dem Bundesgesundheitsminister und der WHO oder den Vertretern der Tabakindustrie? Eine Seite - das steht fest - sorgt für eine Täuschung. 

Ich will nicht unüberlegt partei ergreifen. Also, frage ich mich: Wer vertritt welche Interessen? 

Der Bundesgesundheitsminister und die WHO, in ihren verschiedenen Bereichen, sind verantwortlich für die Gesundheit der Menschen. Das ist ihre Aufgabe. 

Die Vertreter der Tabakindustrie, wie die Vertreter jeder Industrie, sind verant wortlich für ihr Geschäft. Das ist ja auch ihre Aufgabe. 

Daraus u.a. ziehe ich den Schluß, daß die oben erwähnte Täuschung von der Tabakindustrie ausgeht. Denn sie vertritt ihre geschäftlichen Interessen und nicht die Gesundheitsinteressen der Menschen. 

Die Täuschung von dem sich bewegenden Zug ist ganz harmlos, weil sie nur kurz anhält und bald gelöst ist. Bei der Täuschung mit dem Rauchen ist es ganz anders, denn sie hält an und hat verheerende Konsequenzen: Sie trägt wesentlich dazu bei, daß jeden Tag hunderte ja tausende junger Menschen anfangen zu rauchen oder weiter rauchen; viele von ihnen werden davon nie wieder los kommen, viele werden daran erkranken und sterben. 

Wie Sie meiner Begründung entnehmen können, war meine Aktion im Prinzip gegen alle Zigarettenwerbung gerichtet; daß ich mich alleine auf die "Ich rauche gern" Werbung der Firma Reemtsma beschränkt habe, hat aber einen guten Grund: Ich wußte, daß Menschen, die gegen andere Zigarettenwerbung ähnlich vor gegangen sind, dafür bestraft wurden, weil die verlogene Behauptung der Tabakindustrie, sie werbe nur um Marktanteile und übe nur ihr Recht auf freie Meinungsäußerung aus von den Gerichten anerkannt wurde. Als ich aber zum ersten Mal die "Ich rauche gern" Werbung sah, wußte ich, daß für mich die Zeit zum Handeln gekommen war. Denn bei dieser Werbung geht es um eine schlichte und direkte Ermunterung bzw. Aufforderung zum Rauchen oder zum Weiterrau chen. Hier kann nicht mehr behauptet werden, es gehe nur um den Kampf um Marktanteile. Mit dieser Werbung macht die Tabakindustrie ganz direkt und unverblümt, was sie sonst indirekt und subtil macht: Sie verführt Menschen, vor allem - und gezielt - junge Menschen, zum Rauchen oder zum Weiterrauchen - allen Gefahren zum Trotz! 

Ich habe so gehandelt, wie mein Gewissen es von mir verlangte, und weil ich nicht zu denen gehören möchte, die sich schämen und entschuldigen müssen, wenn sie eines Tages gefragt werden: Warum hast Du damals nichts dagegen unternommen als die Tabakindustrie mit ihrer verbrecherischen Werbung Millionen von Menschen in den Tod gelockt hat? 

Im Anhang habe ich Auszüge aus den anerkannten Quellen, die ich zitiert habe und worauf ich mich berufen möchte, zusammengetragen. Angesichts der Informatio nen, die hier enthalten sind, verstehe ich nicht wie ich mich guten Gewissens anders hätte verhalten können. Ich habe keine Sachbeschädigung verursacht, sondern versucht, eine bösartige und gefährliche Werbung in eine gutartige umzuwandeln.

Zu den Bildern: Auf die Bilder 1, 6, 7 und 8 habe ich mich schon bezogen. Zusätzlich zu Bild 1 und 8, die Eigenwerbung der Deutschen Städte-Reklame GmbH zeigen, möchte ich sagen: Damit klagt sie sich selber an. Für die Deutsche Städte-Reklame GmbH wie für die Tabakindustrie und ihr Werbeagenturen gilt wohl auch der Grundsatz: Geschäft geht vor - koste es was es wolle! 

Bilder 2, 5, 3 und 4 zeigen meine Bemühungen, dieser bösartigen Werbung entgegenzuwirken. Ich bedauere nur, daß meine Schrift nicht schöner und noch deutlicher zu sehen ist. Leider habe ich auch kein Bild davon gemacht, bevor ich sie besprüht habe. Also kommt ihre anmachende und verführerische Wirkung nicht mehr richtig zur Geltung (was ja gerade meine Absicht war). Wenn Sie sich aber meine Ergänzung weg denken, werden Sie eine Ahnung davon bekommen: Die verantwortlichen Werbe-Fachleute haben professionelle Arbeit geleistet. Beide Werbeplakate sind für junge Menschen sehr verführerisch und sehr anmachend - Genauso wie die Deutschen Städte-Reklame in der eigenen Werbung behauptet:  

ANmacher - Plakate sieht jeder!