Erster Brief vom
20. Mai 1997
Sehr geehrte Frau Nolte,
Sie kennen sicherlich auch die Werbeplakate, die immer wieder in unserem
Lande überall zu sehen sind:
"Ich rauche gern"
Wie die meiste Zigarettenwerbung zielt auch diese eindeutig auf junge
Menschen ab. Und weil Sie nun mal Ministerin u.a. für Jugend sind,
dachte ich, daß Sie neben Ihrem Kollegen Horst Seehofer im Bundesministerium
für Gesundheit, auch die richtige Ansprechpartnerin sind.
Diese Werbung - wie kann man es anders sehen? - ist eine direkte Ermunterung
ja sogar eine Aufforderung zum Rauchen oder zum Weiterrauchen - allen heute
bekannten Gefahren zum Trotz! Sie stellt eine ungeheure Gefährdung
der Jugend dar, auch wenn diese Gefährdung - die Gesundheitsschäden
und Todesfälle, die das Rauchen nachweislich verursacht - sich erst
bemerkbar macht, wenn diese Menschen nicht mehr zur Jugend gehören.
Aus dieser Einsicht habe ich für mich die Konsequenzen gezogen
und bin mit einer Spraydose gegen diese Werbung vorgegangen. Ich machte
daraus:
"Ich, Idiot, rauche gern"
Natürlich wurde ich schließlich von der Polizei gestellt
- die allerdings viel Verständnis für meine Aktion zeigte. Das
Amtsgericht Braunschweig hat mich zu einer Strafe von 60 Tagessätzen
verurteilt, wogegen ich Einspruch eingelegt und meine Aktion ausführlich
- und ich hoffe überzeugend - begründet habe. In der Hoffnung,
daß Sie sie lesen werden, habe ich meine Begründung diesem Brief
beigelegt.
Am Montag dem 9. Juni kommt es zur Hauptverhandlung beim Amtsgericht
Braunschweig. Ich werde versuchen die Gesundheitsinteressen der Millionen
von jungen Menschen, die in den kommenden Jahren zum Rauchen verführt
werden sollen, zu verteidigen. Weil der Schutz der Jugend politisch in
Ihrem Verantwortungsbereich liegt, erhoffe ich mir von Ihnen und Ihrem
Ministerium Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Roger A. Hicks
Keine Antwort
Zweiter
Brief vom 28. Septemper 1997
Sehr geehrte Frau Nolte, ich habe Ihnen vor ca. 4 Monaten (am 20. Mai
1997) geschrieben und Unterlagen zum Thema der "Ich rauche gern" Zigarettenwerbung
geschickt. Die Vorstellung, daß jedes Jahr (laut Bundesministerium
für Gesundheit) über 90.000 Deutsche hauptsächlich an den
Folgen des Tabakkonsums frühzeitig sterben, während an jeder
Straßenecke für die nächste Generation von Rauchern geworben
wird, treibt mich dazu, nochmals zu schreiben, um Sie um eine Stellungnahme
zu bitten.
Mit freundlichen Grüßen
Antwort vom 17. Oktober 1997
Sehr geehrter Herr Hicks,
ich bin beauftragt, Ihnen im Namen von Frau Bundesministerin Nolte für
Ihre Schreiben vom 20.05. und 28.09.1997 zu danken.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
mißt dem Schutz vor den Gesundheitsgefahren des Rauchens - insbesondere
bei jungen Menschen - große Bedeutung bei. In diesem Zusammenhang
kommt Informations- und Aufklärungsmaßnahmen zur Durchsetzung
eines verbesserten Nichtraucherschutzes ein hoher Stellenwert zu. Nach
meiner Überzeugung können auch engagierte Einzelpersonen hierzu
im Rahmen der bestehenden Rechtsordnung einen wichtigen Beitrag leisten.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, führt die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung bereits seit über 10 Jahren Aufklärungskampagnen
zur Förderung des Nichtrauchens und zur differenzierten Aufklärung
über die Gefahren des Aktiv- und Passivrauchens durch.
Hinsichtlich des erforderlichen Schutzes von Kindern und Jugendlichen
ist grundsätzlich solchen Maßnahmen Vorrang zu geben, die in
geeigneter Weise den bewußten Verzicht junger Menschen auf den Konsum
von Tabak fördern. Ziel muß es hierbei sein, Kinder und Jugendliche
dazu zu bringen, daß sie bewußt "nein" zum Tabakkonsum sagen.
Wie Studien über die Entwicklung des Verhaltens von Jugendlichen belegen,
fangen immer weniger Jugendliche an zu rauchen. Dies ist nicht zuletzt
ein Erfolg der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
unter dem Motto "Ohne Rauch geht's auch" seit Jahren durchgeführten
und speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Kampagne.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Peter Joseph
Dritter Brief (kommt noch)
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